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1&1-Mobilfunkchef Martin: Überblick zum Netzausbau
Ein Highlight der Connect Conference in Dresden war wohl der Vortrag des Chefs von 1&1 Mobilfunk. Michael Martin, begleitet von seinem Technik-Chef Joachim Groß, gab einen kurzen Überblick über den Netzaufbau des Mobilfunknetzes von 1&1 und erklärte nochmal die neuartige Netzstruktur.
Bei Sunrise war Huawei neu - bei 1&1 sind es Rakuten und Mavenir
Einblick in das 1&1-Netz: Die OpenRAN-Technik kommt von Rakuten, der Kern (Core) von Mavenir und 80 weiteren PartnernGrafik: 1&1-Mobilfunk / Foto: Henning Gajek / teltarif.de Martin, der zuvor bei "Drei" in Österreich und später bei Sunrise in der Schweiz die Technik leitete, erinnerte sich an seine Anfänge bei Sunrise mit Huawei: "Da waren die auch neu".
Jetzt arbeitet Martin bei 1&1 mit den Neulingen Rakuten (Open-RAN-Technologie aus Japan) und Mavenir (Kernnetz aus den USA).
Netzaufbau mit Schmerzen
1&1-Mobilfunkchef Michael Martin hatte einige schlafarme Zeiten: "Da müssen wir durch"Foto: Henning Gajek / teltarif.de In Anspielung auf den knapp einwöchigen Netzausfall ("Outage") räumte Martin ein, dass es beim Netzaufbau "Schmerzen" gebe: "Da muss man durch", und es könne auch zu "Schlafmangel" kommen. Die neue von 1&1 verwendete Open-RAN-Technik habe den Vorteil, keine Altlasten ("Legacy") mitschleppen zu müssen. Im Augenblick läuft alles auf eigenen Servern, aber Martin kann sich vorstellen, längerfristig auch einen Cloud-Anbieter wie AWS (oder andere) einzusetzen.
Das schlanke Senderkonzept brauche "keine Bunker, keine Klimaanlagen" vor Ort, dafür aber eine schnelle Glasfaserleitung vom Sendemast zum Server, die möglichen Latenzen erlaubten eine Länge von maximal 10 km. Die Signale der Sender landen im Edge Data Center, wo bereits Platz für künftige zeitkritische Anwendungen vorgesehen ist, die vor Ort dem Kunden angeboten werden können. Diese Apps gebe es heute noch nicht, "aber in 10-20 Jahren".
Die Sendestandorte werden mit "LowBand"-Antennen ausgestattet, "die sind von Anfang dabei". Sein Konzept verspreche wenig Wartung und geringen Stromverbrauch an den Sendestationen vor Ort.
Stolz auf das BVB Stadion
Besonders stolz ist 1&1 auf den Eigenausbau des BVB-Stadions in Dortmund, auch für Telekom, Vodafone und o2-TelefónicaGrafik: 1&1-Mobilfunk / Foto: Henning Gajek / teltarif.de Stolz ist 1&1 auf seinen Netztechnik-Ausbau des BVB-Stadions ("Signal-Iduna-Park") in Dortmund. Hier versorgt 1&1 nicht nur seine eigenen Kunden, sondern auch die von Telekom, Vodafone oder o2-Telefónica mit schnellem Netz und in allen möglichen Technologien. Es sei das erste Stadion, das in Open-RAN-Technik ausgebaut wurde. Es bietet Platz für 81.000 Zuschauer.
Zwei Millionen (im)portierte Kunden
Martin verriet, das inzwischen zwei Millionen Kunden in das eigene Netz (Code 262-23) verlagert wurden. Die Zahl der täglich möglichen Portierungen (um die Kunden aus dem Kernnetz von o2-Telefónica oder Vodafone ins eigene Netz zu Portieren) sei von bisher 50.000 pro Tag etwas reduziert worden, um Probleme zu vermeiden.
Wer trotz gegenteiliger Warnhinweise ausgerechnet während des Ausfalls Ende Mai seine neue SIM-Karte eingelegt hatte, konnte möglicherweise nicht richtig oder gar nicht aktiviert werden. In diesen (seltenen) Fällen war ein erneuter SIM-Kartentausch notwendig.
Open RAN wird Standard
Das Konzept verspricht mehr Flexibilität und kann Energie sparenGrafik: 1&1-Mobilfunk / Foto: Henning Gajek / teltarif.de Der Begriff "Open RAN" befinde sich derzeit in der Standardisierung, allerdings hätten die verschiedenen Beteiligten unterschiedliche Definitionen von O-RAN. "Vieles, fast alles basiert auf Software", betonte Martin, der die Rakuten-Technik für Deutschland erweitert habe.
Bei der Partnerwahl habe Martin freie Hand und könne auch jederzeit neue Partner dazu nehmen. Aktuell seien aktive Antennen des japanischen Herstellers NEC im Einsatz.
Netzausbau geht weiter
Darauf ist 1&1 besonders stolz: Die Senderstandorte sind kostengünstiger zu realisierenGrafik 1&1-Mobilfunk / Foto: Henning Gajek / teltarif.de Beim Netzaufbau sagen die Auflagen der Bundesnetzagentur, dass 1&1 "bis 2030 50 Prozent der Bevölkerung in 390 Städten" mit eigenen Sendern erreichen muss. Sofern die Bundesnetzagentur am Ausbauziel 99,5 Prozent festhalte, "werden wir bauen müssen", aber "ist das sinnvoll?"
Kooperation mit anderen Netzbetreibern würden später sicher wieder auf der Tagesordnung stehen. "Die 50 Prozent werden wir in 2024 nicht erreichen." Zur vieldiskutierten Anzahl der funktionsfähigen eigenen Sender von 1&1 Mobilfunk gab es keine neuen Informationen.
Anwender berichten über ungewohntes Netzverhalten
Anwender berichten, dass sie sich in die örtlich bereits vorhandenen "eigenen" 262-23-Sendestationen nur kurzzeitig oder nur manuell einbuchen konnten. Es gibt - wie bereits getestet - ein automatisches Handover von 262-23 zu aktuell 262-03 (o2). Der Rückweg von "außen" auf die 262-23-Sender ist noch im Aufbau, war zu erfahren. Vermutlich werden dabei gleich die Nachbarbeziehungen zu Vodafone eingerichtet.
Am Rande der Konferenz wurde teltarif.de bestätigt: Wo den 1&1-Netz-Kunden nur eine 2G/GSM-Netzversorgung (Anzeige "E") zur Verfügung steht, fließen aktuell keine Daten. Ob das eine Spätfolge des verunglückten Software-Updates ist oder damit zusammenhängt, dass im japanischen Rakuten-Netz gar keine 2G-Funktionalität vorgesehen ist, wurde nicht mitgeteilt.
In einer weiteren Meldung lesen Sie: Neue Tarife: Telekom macht den Festnetz-Anschluss schneller.
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https://www.teltarif.de/nr0/connect-conference-1und1-netzaufbau/news/95804.html