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Vor 30 Jahren startete E-Plus
Vor 32 Jahren wurde die E-Plus-Mobilfunk GmbH gegründet, die 1993 vom damaligen und letzten (west)deutschen Postminister Wolfgang Bötsch eine Lizenz für ein DCS1800-Netz erhielt, was damals als "E1"-Netz bezeichnet wurde. DCS1800 war die Weiterentwicklung des ursprünglichen GSM-Standards auf 1800 MHz und wurde später auch als GSM 1800 bezeichnet. Das E-Plus-Konsortium bestand damals aus der "VEBA Telecom", der "RWE Telliance", der "Thyssen Telecom" und dem amerikanischen Netzbetreiber Bellsouth, der aus AT&T hervorgegangen war und später wieder bei AT&T eingegliedert wurde.
Es begann in einem Zirkuszelt
teltarif.de, E-Plus Der offizielle Startschuss war dann vor 30 Jahren im Mai 1994. In einem Zirkuszelt in Berlin wurde durch Prominente das Netz von "E-Plus" eingeweiht.
Die Macher von E-Plus hatten erkannt, dass es in der Bevölkerung ein großes Interesse an bezahlbarem Mobilfunk gab. So wurden kleine selbständige Unternehmen, Handwerker, aber auch technisch affine Studenten angesprochen. Der Werbeslogan "So nah, als wär man da" bezog sich auf die von Anfang an vorhandene hohe Sprachqualität. Das zunächst nur auf 1800 MHz funkende Netz brauchte von vorneherein wesentlich mehr Sendestationen, als die Konkurrenz von Telekom ("D1") und Mannesmann D2 (heute Vodafone).
Trennung in Netzbetreiber und Service-Provider
Von Anfang an legte E-Plus Mobilfunk Wert darauf, nur als Netzbetreiber wahrgenommen zu werden. Verträge gab es nur über Service-Provider wie Axicon, Debitel, Hutchison, Proficom, Martin Dawes, Talkline und weitere - und den "hauseigenen" Service-Provider "E-Plus-Service". Mit der Zeit wurde diese Trennung aufgeweicht und der "eigene" Provider in den Vordergrund geschoben.
Höherer Interconnect
Weil E-Plus einen erhöhten Aufwand beim Bau des Netzes geltend machte, wurde dem Unternehmen ein höherer Interconnect-Preis bei Anrufen aus fremden Netz zugestanden als beispielsweise zur Telekom ("D1") oder zu Mannesmann/Vodafone ("D2"). Später galten diese Preise dann auch für das "E2", das unter VIAG Interkom (heute o2) gestartet war.
Start unter 0177
Das E-Plus-Netz bekam die Vorwahl 0177 zugeteilt (Reserve 0178) und machte mit kreativen Ideen auf sich aufmerksam. Die Sprachmailbox wurde als "Anrufbeantworter" bezeichnet, und die Anrufe zum Abhören waren kostenlos. Nicht nur das, es war auch möglich, von der Sprachmailbox zu anderen Sprachmailboxen Nachrichten zu verschicken, ebenfalls kostenlos. Mit der Zeit entwickelte sich eine Community, die über Rundnachrichten über die Sprachmailbox Informationen zu bestimmten Themen austauschte.
E-Plus startete erst in sieben Ballungsräumen und dehnte sich dann "in die Fläche" aus. Weil am Anfang klar war, dass es zwischen den Stationen beim Handover "Lücken" geben könnte, wurden Sprachtelefonverbindungen auch dann noch eine Weile gehalten, wenn das aktuelle Handover noch nicht erfolgen konnte. Die wenigen Kunden im Netz und diese Haltefunktion sorgten zunächst für ein überzeugendes Netzerlebnis. Da alle Anrufe bei Nichterreichbarkeit auf der Mailbox landeten, kamen viele Kunden mit der anfangs lückenhaften Netzabdeckung gut klar.
Pressekonferenz tief im Keller
Herbert Brenke, Gründungs CEO von E-Plus Mobilfunk (1994)Foto: Picture Alliance / dpa Zu Messe CeBIT lud im Frühjahr 1994 E-Plus-Chef Herbert Brenke zu einer Pressekonferenz in den Keller des "Thyssen Pavillons" im Hannover-Messegelände. Das war eine ziemliche Zitterpartie, weil die Deutsche Telekom erst wenige Minuten vor Beginn der Pressekonferenz die notwendigen Leitungen zum E-Plus-Netz freigeschaltet hatte. Im Keller des Gebäudes war extra eine E-Plus-Sendestation aufgebaut worden. Andere Netze waren dort natürlich nicht empfangbar. Damit wollte E-Plus ein Zeichen setzen, dass es etwas "besonderes" sei.
Am Anfang gab es bei E-Plus ein Rechnungschaos. Rechnungen waren unverständlich oder fehlerhaft. Bei E-Plus-Service wurde das Problem erkannt, aber offiziell geschwiegen und in aller Stille ein neues Abrechnungssystem installiert, danach waren die gröbsten Probleme beseitigt.
Erster Prepaid-Anbieter - Einführung von SIM-Lock
Der erste Verwaltungssitz am E-Plus-Platz in DüsseldorfFoto: Picture-Alliance / dpa E-Plus war übrigens der erste Netzbetreiber, der ein Prepaid-Angebot unter dem Namen "Free & Easy" anbieten konnte. Vorsichtige Versuche hatte es wohl schon vorher bei der Telekom gegeben, doch das E-Plus-Angebot funktionierte. Es öffnete weiteren Zielgruppen den Weg in den Mobilfunk, der überwiegend noch als "teuer" und "Luxus" wahrgenommen wurde.
Damit die beigepackten Handys "bezahlbar" angeboten werden konnten, wurden sie mit einem SIM-Lock-Code an die mitgelieferte SIM-Karte "gekoppelt". Gegen Zahlung einer Gebühr konnte ein Freischaltcode erworben werden, nach zwei Jahren oder später war dieser Code auch kostenlos erhältlich. Findige Tüftler fanden Wege, die Geräte schon vorher zu entsperren. Verzweifelte Händler, die günstige Geräte brauchten, entsperrten Pakete in größeren Mengen, teilweise landete die Geschichte auch vor Gericht. Irgendwann sah die Branche ein, dass der SIM-Lock-Code keinen Sinn machte.
Mobilfunk begann mit monatlichen Grundgebühren und Minutenpreisen. Extrem faire Tarife rechneten im Sekunden-Takt ab. Nicht so günstig waren Tarife, wo die erste Minute immer voll berechnet wurde. Bei E-Plus gab es zum Start die 6-Sekunden-Taktung.
Minutenpakete und mobile Daten
1999 wurde von E-Plus erstmalig ein Minutenpakt "Time & More" aufgelegt. Die anderen "großen" Anbieter griffen das Tarif-Modell erst später auf. Minutenpakete suggerierten günstige Preise, die aber nur dann zur Wirkung kamen, wenn man das Minutenpaket möglichst zielgenau abtelefonieren konnte.
Das mobile Internet, wie wir es heute kennen, gab es damals noch nicht. Die GSM-Technologie erlaubte über CSD (Circuit Switched Data) eine Übertragungsrate von 9600 Bit/s - eine Weiterentwicklung, das HSCSD (High Speed Circuit Switched Data), steigerte das bei E-Plus auf 14.400 Bit/s. HSCSD war eine Technik, die später auch Mannesmann/Vodafone einführte, die Telekom jedoch nie.
Um die Internet-Inhalte auf die leistungsschwachen Handy zu bekommen, wurden Internet-Inhalte "vereinfacht" und durch ein Proxy Gateway übertragen. Die Marketing-Strategen tauften das auf den Namen "WAP" für Wireless Application Protocol.
Erster Inhaberwechsel
Hauptquartier der E-Plus Muttergesellschaft: KPN in HollandFoto: Picture Alliance / dpa 1999 wollte France Télécom (heute Orange) bei E-Plus einsteigen. Die Idee war, den Anteil von Vodafone zu übernehmen, den Vodafone durch die Fusion mit Airtouch (USA) "geerbt" hatte und aus Wettbewerbsgründen sich sofort davon trennen musste. Doch Bellsouth hatte ein Vorkaufsrecht, der Deal mit den Franzosen kam nicht zustande. Die Energiekonzerne VEBA/RWE stiegen aus E-Plus komplett aus. Deren Anteile gingen ebenfalls an Bellsouth und landeten später bei der niederländischen KPN. KPN (Hervorgegangen aus der staatlichen Telefongesellschaft der Niederlande) wurde 2000 Hauptgesellschafter bei E-Plus.
Pioniertat im Berliner Untergrund
Technischer Coup: E-Plus baute als erster Netzbetreiber die Berliner U-Bahn mit Mobilfunk (hier am 9.6.1997 am Alexanderplatz) aus.
Quelle des vollständigen Artikels:
https://www.teltarif.de/nr0/geschichte-rueckblick-e-plus-30-jahre/news/95583.html